Die Entwicklung unseres Landes spiegelt sich in der Geschichte Niederösterreichs eindrucksvoll wieder. Die exponierte Lage als Vorland zum "wilden Osten" und die wichtigsten Nord-Süd- und Ost-West- Handelswege Donaustrom und Bernsteinstraße zogen seit jeher Völker aus allen Himmelsrichtungen hierher. Erste Besiedelungsspuren reichen bis zu den Neandertalern zurück. Eine der aufschlußreichsten Fundstellen Niederösterreichs ist die Gudenushöhle unterhalb der Burg Hartenstein, die man um 9000 v.Chr. datiert. Die älteste plastische Frauendarstellung der Welt, die schlanke Venus vom Galgenberg (Naturhistorisches Museum, Wien) gehört zu den Hinterlassenschaften des Homo sapiens der Aurignac-Zeit (40000 bis 10000 v.Chr.).
Auch die Venus von Willendorf (Naturhistorisches Museum, Wien) fällt in diese Zeit, bezeugt jedoch als füllige Fruchtbarkeitsstatuette den Zustrom der Völker aus dem Osten um 25000 v.Chr. Erste bäuerliche Ansiedlungen mit Ackerbau und Viehhaltung finden sich ab 6000 v.Chr. Vor der Zeitwende bis in die Römerzeit herrschen illyro keltische Stämme. Niederösterreich gehört zum keltischen Königreich Noricum. 15 v.Chr. unterwirft Tiberius Noricum und verlegt Legionen nach Carnuntum, das zu einem großen, befestigten Lager ausgebaut wird. Auch Marc Aurel lebt und kämpft rd. 20 Jahre im Donauraum. Die große Völkerwanderung, die durch die heranrückenden Hunnen ausgelöst wird, beendet 433 n. Chr. in ihren Auswirkungen auch die Herrschaft der Römer in unserem Land.
DIE RÖMER 450 Jahre Römerherrschaft hinterlassen uns die wertvollsten und aufschlußreichsten Funde dieser Geschichtsepoche in Mitteleuropa, die im Archäologischen Park Carnuntum zu besichtigen sind.
OTTO III.: 996 n.Chr. wird der Name Österreich, damals Ostarrichi, erstmals urkundlich erwähnt: Kaiser Otto III. schenkt dem Bistum Freising in Bayern ausgedehnte Ländereien in Niederösterreich.
LEOPOLD III: Der Babenberger-Herzog prägt durch die Gründung mehrerer Stifte die kulturelle Entwicklung Niederösterreichs ganz entscheidend. Er wird heiliggesprochen und als Landespatron verehrt.
MAXIMILIAN I.: Der Sohn Wiener Neustadts, römischer König und Kaiser, der auch der letzte Ritter genannt wird, erweitert die habsburgische Hausmacht und ist ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaften.
DIE WIEGE ÖSTERREICHS: Es folgt die Herrschaft der Heruler und der Langobarden, letztere siedeln im Tullnerfeld und in Teilen des Weinviertels. Nach dem Einfall der Awaren gehören Teile Niederösterreichs zu deren Reich und zum slawischen Großreich. Im 8 Jhdt. beginnen die Bajuwaren sich hier niederzulassen, das erste Benediktinerkloster in St. Pölten wird ein frühes kulturelles Zentrum. Die Magyaren, die Niederösterreich im 9. Jhd. beherrschen, werden 955 von Otto I. am Lechfeld vernichtend geschlagen - Niederösterreich erlangt unter den Babenbergern seine heutige Ausdehnung.
Den 1. November 996 sehen wir als die Geburtsstunde Österreichs: Kaiser Otto III schenkt dem Bistum Freising in Bayern Ländereien im niederösterreichischen Alpenvorland. Bis 1278 wird die Kultur und Geschichte von großen Babenbergern geprägt. Man denke nur an Leopold III., der mit der Gründung der Stifte Klosterneuburg und Heiligenkreuz unschätzbare Impulse für die Entwicklung Niederösterreichs setzt. König Ottokars Ende bei Dürnkrut gegen Rudolf I. ist gleichzeitig Anfang der Herrschaft der Habsburger, die 650 Jahre dauern soll. Auch das Ende der k.u.k.-Monarchie findet in Niederösterreich statt: Kaiser Karl I. verbringt die Monate nach seiner Verzichtserklärung und vor seinem Exil in Schloß Eckartsau. 1996 erinnern zahlreiche Veranstaltungen und Festlichkeiten in ganz Österreich an das 1000-jährige Bestehen unseres Landes.